Die Feuerwehr im kleinen Kobershain bei Schildau hat sich zu einer der wenigen First-Responder-Gruppen in Nordsachsen entwickelt.
Aber wie kam es zu diesem bemerkenswerten Wandel?
Kobershain. Diese Reanimation einer Feuerwehr ist beispiellos: Noch vor wenigen Jahren stand der kleine Feuerwehrstandort Kobershain in Belgern-Schildau wegen „Fachkräftemangels“ vor dem Aus.
Nun ist die auf 24 aktive Feuerwehrleute angewachsene Truppe sogar in den erlauchten Kreis der First-Responder-Einheiten aufgerückt.
Nur acht Feuerwehren in Nordsachsen können bislang aufgrund einer speziellen Schulung bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand eines Patienten qualifizierte Erste Hilfe leisten. Als nächstes soll die Feuerwehr Dahlen folgen.
Kleiner Elektroschocker für Kobershainer Feuerwehr
Mit großem Stolz nahm der Kobershainer Wehrleiter Melvin Petersohn (20) am Dienstag einen von Jens Kabisch, dem Zweiten Beigeordneten des Landkreises, überreichten Defibrillator entgegen. Dieser kleine Elektroschocker kann im Ernstfall Leben retten. Insgesamt zwölf Kameraden aus dem nur etwa 300 Einwohner zählenden Ortsteil durchliefen zuvor die Schulung zum First-Responder. Diese sind oft schneller vor Ort als der Rettungsdienst und können Sofortmaßnahmen wie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen.
In Belgern-Schildau nehmen die Kobershainer damit eine Vorreiterrolle ein. Lobende Worte daher auch von Bürgermeister Ingolf Gläser (CDU). „Dies ist ein wahnsinniger Mehrwert für die gesamte Region Schildau“, betonte Gläser. Denn zum Einsatz kommen die Spezialisten nicht nur in ihrem Heimatort, sondern auch in Probsthain, Taura, Sitzenroda und sogar dem deutlich größeren Schildau.
Euphorie in den Reihen der Kobershainer Feuerwehrleute
„Vorbereitet wurde das Ganze seit Ende des vergangenen Jahres“, erklärt Melvin Petersohn, der beruflich beim Landkreis im Bereich des Rettungswesens tätig ist. Weil in den Reihen seiner Leute eine unglaubliche Euphorie zu spüren sei, sei es auch nicht schwer gewesen, Freiwillige für die First-Responder-Einheit zu finden.
Den Spezialisten kommt rund um Kobershain eine immens wichtige Aufgabe zu: Sollte einmal die zuständige Rettungswache in Mockrehna wegen eines Einsatzes verhindert sein, wird es schwer, die vorgegebenen Hilfsfristen einzuhalten. Doch im Ernstfall zählt jede Minute. „Auch deshalb haben wir uns für die First-Responder-Ausbildung entschieden“, erklärt Vize-Wehrleiter Alexander Breitkreuz. Für einen Angehörigen der Feuerwehr stehe immer die Lebensrettung im Vordergrund.
Doch zunächst hatte ein ganz anderer Patient eine Erste Hilfe dringend notwendig: Dem mit 60 Jahren mit Abstand ältesten noch im Dienst befindlichen Feuerwehrfahrzeug des Landkreises Nordsachsen drohte nach dem großen Waldbrand östlich von Eilenburg wegen eines Pumpenschadens die Schrottpresse. Ronald Becker gelang innerhalb von zwei Wochen ein Kunststück: Der Gerätewart hauchte der defekten Pumpe und somit dem Fahrzeug mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl neues Leben ein – ein Sinnbild für den Aufstieg der Kobershainer Feuerwehr zu einer schlagkräftigen Einsatztruppe.
Im Landkreis Nordsachsen gaben die Feuerwehrleute aus Langenreichenbach im März 2021 den Vorreiter in puncto First Responder. Im Altkreis Torgau folgten 2023 die Kameraden aus Beilrode.
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